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Details


Max Wolfsohn

geboren: 19.08.1868 in Tarnowitz

Wohnadresse in Wolfenbüttel: Salzdahlumer Straße 13 (früher Nr. 25)

Max Wolfsohn und seine Ehefrau Marianne hatten 1905 in Berlin geheiratet. Er war Jude, sie eine protestantische Christin. Sie beschlossen, sich von ihren Konfessionen zu trennen und ihre Kinder freireligiös zu erziehen.

Der in Tarnowitz in Oberschlesien geborene Max Wolfsohn wurde 1932 arbeitslos, nachdem die Braunschweigische Maschinenbauanstalt (BMA) durch die Weltwirtschaftskrise in finanzielle Schieflage geraten war. Als Jude fand der Diplom-Ingenieur in den Folgejahren im nationalsozialistischen Deutschland keine Arbeit mehr, den Lebensunterhalt besserte die Familie auf, indem sie Zimmer ihrer Wohnung in der Salzdahlumer Straße 25 an Schüler der Wolfenbütteler Konditoreifachschule Lambrecht untervermietete. Durch die Kündigung ihrer Wohnung aber auch durch die Schikanen und Ausgrenzungsmaßnahmen der Wolfenbütteler Behörden, Geschäftsinhaber und Nachbarn sahen Max und Marianne Wolfsohn, die die in einer „Mischehe“ lebten, keinen anderen Ausweg, als zusammen mit ihrem jüngsten Sohn Günter Wolfsohn1937 nach Griechenland zu emigrieren. In Patras lebten bereits die Tochter Irma Wolfsohnund der Sohn Herbert Wolfsohn. Max Wolfsohn schloss sich in Patras der jüdischen Gemeinde an.

Doch nur für anderthalb Jahre gingen die Rentenzahlungen von Max Wolfsohn auf ein Konto in Griechenland ein. Als die Überweisungenaus Deutschland eingestellt wurden, konnte die Familie nicht mehr den Lebensunterhalt bestreiten. Schweren Herzens kehrte Marianne Wolfsohn 1939 Griechenland den Rücken und zog nach Braunschweig. Dort wohnte ihr Sohn Günter, der bereits ein Jahr zuvor in die Heimat zurückgekehrt war. Max Wolfsohn war mittellos und die deutschen Behörden hatten ihm als im Ausland lebenden Juden die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt. 

1941 wurden Max Wolfsohn und seine zwei Kinder als Deutsche in ein griechisches Internierungslager verbracht. Die anschließende Besetzung Griechenlands durch italienische Truppen bedeutete für die Familie zunächst eine Erleichterung der Lebensbedingungen, doch als die Deutsche Wehrmacht und besonders die SS die alleinige Besatzungsmacht vor Ort wurde, gerieten die Wolfsohns in Lebensgefahr. Max Wolfsohn wurde von griechischen Freunden und mit Hilfe des funktionierenden Netzwerkes, das der Sohn und die Tochter zuvor aufgebaut hatten, versteckt. Häufig gab er sich für andere Personen aus. Herbert Wolfsohn floh vor den Nationalsozialisten in die Berge und schloss sich der Widerstandbewegung an. „Es gab für mich in Griechenland nur 2 Möglichkeiten. Entweder nach Auschwitz deportiert zu werden, wie 75.000 griechische Juden (das sind fast alle) oder aber illegal zu leben“, beschrieb Max Wolfsohn 1949 die lebensbedrohliche Situation.

1944 befreiten griechische Partisanen und britische Truppen Griechenland. Unterstützung erhielt Max Wolfsohn nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges durch jüdische Hilfsorganisationen. Nach Emigration, Verfolgung, Illegalität, Hunger und Krankheit kehrte Max Wolfsohn 1947 nach Deutschland zurück und schloss seine Familie nach acht Jahren wieder in die Arme. Mitte 1948 bezogen Max und Marianne Wolfsohn eine Wohnung in der Jahnstraße in Wolfenbüttel.

Quellen:
NLa Wf 4 Nds Zg. 41/1992 Nr. 2883
NLa Wf 4 Nds Zg. 41/1992 Nr. 2884

geflüchtet: 1937 nach Griechenland

Überlebt

Verstorben im November 1957

Familie:
Marianne Wolfsohn, geborene Ahrens
Irma Wolfsohn
Alfred Wolfsohn
Herbert Wolfsohn
Günther Wolfsohn

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