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in Wolfenbüttel

Details


Günther Wolfsohn

geboren: 13.11.1918 in Wolfenbüttel

Wohnadresse in Wolfenbüttel: Salzdahlumer Straße 13 (früher Nr. 25)

Günter Wolfsohn sah sich bereits vor der Machtergreifung durch die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei antisemitischen Übergriffen ausgesetzt. Aufgrund eines Komplottes und Stigmatisierungen durch die Lehrerschaft der Großen Schule musste er das Wolfenbütteler Gymnasium bereits 1932 im Alter von 14 Jahren wieder verlassen und ging zur Mittelschule. Aber auch dort häuften sich die antisemitischen Übergriffe durch Lehrer und Mitschüler gegenüber dem so genannten „Halbjuden“. Von sechs Mitgliedern der Wolfenbütteler Hitlerjugend wurde er überfallen und verprügelt. Von Schulfesten und Sportveranstaltungen schloss man den „Mischling 1. Grades“, so die Formulierung in den Nürnberger Rassengesetzen, aus. 1935 verließ er – ein dreiviertel Jahr vor dem Abschluss – aufgrund weiterer antijüdischen Diffamierungen auch die Mittelschule. Im gleichen Jahr ließ ihn seine Mutter Marianne konfirmieren, dies geschah gegen den Willen des Vaters. Dieser hatte sich seinerseits zum Schutz der Familie vom Judentum distanziert.

Der Wunsch nach einem Ausbildungsplatz alsKunstgärtner und Gartenarchitekt blieb unerfüllt, weil der Druck auf den potenziellen Arbeitgeber am Ende zu groß geworden war. Auch die Tätigkeit als ungelernter Arbeiter im Gummiwerk Schroers&Simmerling konnte er aus den gleichen Gründen nur für kurze Zeit ausüben. 1936 fand er Arbeit als Beifahrer bei der Braunschweiger Speditionsgesellschaft Bäte und trug so zum Familieneinkommen bei. Als der Wohnraum in der Salzdahlumer Straße 25 in Wolfenbüttel durch den Hauseigentümer gekündigt worden war, fuhr er zusammen mit seinen Eltern am 9. Oktober 1937 mit der deutschen Reichsbahn über München nach Triest und per Schiff weiter nach Patras in Griechenland. Sein Bruder Herbert Wolfsohn, der sich seit 1934 in Griechenland aufhielt, konnte eine längerfristige Aufenthaltsgenehmigung jedoch nur für Marianne und Max Wolfsohn erreichen. Mit einem Frachtdampfer, der über Oran und Rotterdam fuhr, erreichte er am 6. März 1938 Hamburg und damit deutschen Boden. Zurück in Braunschweig fand die Odyssee bei der Suche nach einer Wohnung und bei der Arbeitssuche kein Ende. Als Fahrer arbeitete Günter Wolfssohn bei einer Druckerei in Braunschweig. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde er von der Deutschen Wehrmacht eingezogen und an die Ostfront versetzt. Auf Grund eines Führerbefehls als „Mischling“ wurde er wegen einer Denunziation durch die Gestapo erst am 29. März 1941 aus der Wehrmacht entlassen. Anfang 1942 unterschrieb er einen Lehrvertrag bei der Firma Kraatz und erhielt den Kaufmanngesellenbrief.

Am 14. November 1944 musste er sich jedoch bei der Gestapo in Braunschweig melden, von der Adolfstraße aus brachte ihn ein Lastwagen zusammen mit anderen „Mischlingen“ und Ehepartnern von Jüdinnen und Juden in ein Lager der „Organisation Todt“ in Blankenburg. Bei einem Arbeitseinsatz in Hannover gelang ihm die Flucht, er kehrte am 7. April 1945 nach Braunschweig zurück. Das Kriegsende erlebte er in einem Versteck in Braunschweig.

Günter Wolfsohn heiratete Gerda Bolm, deren Schwester in Brasilien lebte. 1952 verließ das Ehepaar Deutschland und fand in Sao Paulo eine neue Heimat.

 

Quellen:
NLa Wf 4 Nds Zg. 41/1992 Nr. 2883
NLa Wf 4 Nds Zg. 41/1992 Nr. 2884

geflüchtet: 1937 nach Griechenland

Gestorben in Brasilien

Familie:
Max Wolfsohn
Marianne Wolfsohn, geborene Ahrens
Irma Wolfsohn
Alfred Wolfsohn
Herbert Wolfsohn

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