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in Wolfenbüttel

Details


Pauline Cohn, geb. Elzbacher

geboren: 01.03.1871 in Rietberg

Wohnadresse in Wolfenbüttel: Bahnhofstraße 4

Pauline Cohn und ihr im August 1942 gestorbener Ehemann Samuel Cohn hatten vier Kinder: Max, Ludwig, Betty und Hans. Alle konnten überleben. Außer Max, der aus dem KZ-Theresienstadt nach Wolfenbüttel zurückkehren konnte, flüchteten die anderen früh genug in die USA und nach Palästina. Kurz vor ihrer Deportation nach Theresienstadt am 16. März 1943 schrieb sie ein paar Tage vorher noch einen Brief an ihre im Ausland lebenden Kinder:
Meine geliebten Kinder alle, ob ihr diesen Brief jemals bekommt ist fraglich. Ich will aber versuchen Euch zu schreiben. Ich bin allein, meine Gedanken sind immer bei Euch allen, aber am meisten denke ich an Max. Wie wird es ihm gehen, ob er hungert, ob er friert, man kann bald nicht mehr denken. Ich hatte eine Karte vom 4.12.42. Er wäre gesund und hätte Arbeit, ich darf ihm einmal im Monat schreiben und alle 4 Wochen ein Päckchen schicken. Von den anderen fehlt jede Nachricht. Er ist in Theresienstadt. Es ist alles so schrecklich, Ihr könnt es Euch nicht denken. Es wird nicht mehr lange dauern, dann ist an uns die Reihe.
Max Cohn, der seine Mutter in Theresienstadt betreuen konnte, beschrieb in seinen Erinnerungen den Tod seiner Mutter:

Im Herbst und Winter 1943 hatte Mutter viel unter Hämorrhoiden zu leiden. Ich hatte einen Arzt kennengelernt, der in Theresien­stadt eine Spezialbehandlung durchführte und dem ich Mutter zu­führte. Dieser stellte einen wenn auch leichten Darmriss fest. Das ist eine furchtbar schmerzhafte Sache. Der Arzt war trotzdem der Ansicht, alles bald beheben zu können. Sie musste montags und donnerstags zu ihm. Ich habe mich immer von der Arbeit fortgedrückt, um sie hin und zurück zu bringen, da sie doch sehr schwach war. Mitten in der Behandlung bekam sie den gefürchteten Durchfall, und das bedeutete bei alten und den meisten jungen Leuten den Tod. Ich habe damals den Trauring von Vater verkauft und Medikamente und gute Lebensmittel dafür eingetauscht, aber es hat nichts ge­holfen. Die näheren Umstände kann ich Euch nicht alle schildern. Sie war zum Schluss gut in dem besten Krankenhaus von Theresien­stadt untergebracht und ist am 19. April 1944 abends gegen 10.30 Uhr in meinem Arm sanft eingeschlafen.

deportiert: 1943 nach Theresienstadt

Gestorben am 19. April 1944

Familie:
Max Cohn

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