Finden Sie zu den Stolpersteinen
in Wolfenbüttel

Details


Max Cohn

geboren: 18.06.1895 in Wolfenbüttel

Wohnadresse in Wolfenbüttel: Bahnhofstraße 4

Max Cohn kehrte schwer verletzt aus dem Ersten Weltkrieg nach Wolfenbüttel zurück. Seinen linken Arm hatte er für sein Vaterland gegeben, so sah er es jedenfalls. Schon allein aufgrund dieser patriotischen Haltung glaubte er, von den Diskriminierungen und Entwürdigungen der Nationalsozialisten gegen Juden ausgenommen zu werden. Doch bereits im Oktober 1919 hätte sich erahnen lassen können, dass die Nationalsozialisten Juden nicht einmal die Liebe zu ihrem Land zugestehen würden.

Die Wolfenbütteler Antisemiten riefen im Oktober 1919 zu einer judenfeindlichen Veranstaltung auf. Schwarz-weiß umrandete Plakate luden zu einem Vortrag von Professor Ferdinand Werner aus Gießen im Gemeindesaal der Hauptkirchengemeinde ein, der zur Judenfrage reden sollte. Das Plakat trug die Warnung: Juden unerwünscht! Als Herausforderung, die er nicht stillschweigend hinnehmen wollte, empfanden Werner Ilberg und Max Cohn die Warnung: „Juden unerwünscht!“ Die zwei Wolfenbütteler jüdischen Veteranen des Ersten Weltkrieges entschlossen sich zum Besuch der Versammlung, weil sie annahmen, verdiente Frontkämpfer konnten nirgends unerwünscht sein. Ordensgeschmückt gingen sie hin, kauften sich eine Eintrittskarte für 50 Pfennig und ließen sich im Saal nieder. Darüber, was dann geschah, berichtete der sozialdemokratische „Volksfreund“: Der Saal war dicht gefüllt. Der Wissenschaft halber hatten sich auch zwei hiesige jüngere jüdische Einwohner zu der Versammlung eingefunden. Sie wurden als durchaus nicht in den Kreis passend angesehen und dahin verwiesen, woher sie gekommen waren. Sie beriefen sich jedoch auf ihre bezahlten Einlaßkarten und erklärten, den Saal nicht freiwillig verlassen zu wollen. Da die Herrschaften aber hübsch unter sich sein wollten, wurden die lästigen Besucher kurzerhand mit Gewalt aus dem Saal herausbefördert, wobei einer dieser jungen Leute - ein schwer Kriegsbeschädigter - mit blutigem Kopfe draußen ankam. (...) Da gerade die hiesigen Antisemiten, die sich während des Krieges beim Durchhalten predigen gegenseitig übertrafen und immer gern und freudig die Massen dem Moloch Krieg opferten, sich selbst jedoch recht weit vom Schuß hielten, es fertig bringen, einen wehrlosen einarmigen Menschen zu mißhandeln, ist unerhört.

Max Cohn musste nach dem Ende der Firma seiner Eltern aus beruflichen Gründen Wolfenbüttel 1934 verlassen. In Wiedenbrück in Westfalen fand er eine neue Tätigkeit. Am 31. Juli 1942 wurde er in Wiedenbrück festgenommen und anschließend in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Dort traf er seine Mutter, die aufgrund der furchtbaren Lebensbedingungen dort am 19. April 1944 in seinen Armen starb. Max Cohn überlebte das Lager und kehrte nach Wolfenbüttel zurück. In Wiedenbrück konnte er schon bald seine frühere Tätigkeit fortführen. Über seinen Aufenthalt in Theresienstadt hat er einen ausführlichen Bericht geschrieben. Engagiert und mutig kämpfte er schließlich für die Rückgabe des Vermögens seiner Eltern. Dieser Kampf dauerte bis 1959. Er starb 1972 in Coesfeld.

deportiert: 1943 nach Theresienstadt

Überlebt

Gestorben 1972 in Coesfeld

Familie:
Pauline Cohn, geb. Elzbacher

MAP