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in Wolfenbüttel

Details


Gustav Eichengrün

geboren: 09.04.1864 in Hegensdorf

Wohnadresse in Wolfenbüttel: Neuer Weg 34 (früher Adolf-Hitler-Straße)

Gustav Eichengrün war Lehrer an der Wolfenbütteler Samsonschule von 1888 bis zur Schließung des jüdischen Internats 1928 aus wirtschaftlichen Gründen. Von 1902 bis 1919 engagierte er sich auch für die Stadt Wolfenbüttel als Stadtverordneter. Eichengrün engagierte sich schon früh gegen den aufkeimenden Antisemitismus. Als 1893 in Wolfenbüttel die erste große antisemitische Versammlung stattfand, trat er dem Hauptredner entgegen, dem Reichtagsabgeordneten Leuß, der von den deutschen Juden als „fremde Nation“ gesprochen hatte: : Im Tone berechtigter Entrüstung erklärte er, daß die Scholle, auf welcher der Jude geboren und welche er liebgewonnen habe, sein Vaterland sei und daß von einer „fremden Nation” keine Rede sein könne. Bezüglich Heinrich Heines, welchen Herr Leuß zitiert hätte, erklärte Hr. Eichengrün, mit ihm habe das Judenthum nichts zu thun, der sei zum Christenthum übergetreten. Er schloß mit einem Verse, dessen Sinn ungefähr der war, daß man jeden guten Menschen ohne Rücksicht auf seine Religion achten und lieben solle, aber: Ein schlechter Jud, ein schlechter Christ/Der Teufel hol sie beide! 1919 trat er nicht mehr zur Stadtverordnetenwahl an, da ihm nun von Wolfenbüttelern antisemitische Beschimpfungen entgegenschlugen.

Die Eichengrüns mussten ihr Haus nicht, wie alle anderen Familien, verlassen, um bis zur Deportation in einem „Judenhaus“ zu wohnen. Um den Lebensunterhaltung durch die noch verbleibende Einnahmequelle „Vermietung“ zu finanzieren, lebten die beiden zuletzt noch in einem Zimmer. Fast die gesamte Wohnungseinrichtung hatte Gustav Eichengrün bereits verkauft. Bei ihnen wohnte bis zum Ende auch das Ehepaar Pauline und Samuel Cohn. Gustav Eichengrün hatte gehofft, dass man ihn und seine Frau wegen ihres hohen Alters, seiner kommunalpolitischen Verdienste und dem Kriegstod seines Sohnes Hans nicht behelligen würde. Kurz vor der Deportation war er zur Gestapo nach Braunschweig vorgeladen. Dazu durfte er die Straßenbahn benutzen, die fast leer war. Trotzdem mußte er die ganze Fahrt vorn in der Fahrerkabine stehen . Die Eichengrüns sind am 16. März 1943 von Braunschweig aus nach Theresienstadt deportiert worden. Auf der Ladefläche eines LKW sei der Transport des 79jährigen Mannes und seiner 76jährigen Ehefrau zum Zug nach Braunschweig erfolgt. Kurz vor der Abfahrt wurde dem Ehepaar von der Gestapo ihr letztes noch verbliebenes Bargeld in Höhe von 0,82 RM abgenommen, damit es das Finanzamt einziehen konnte.

Der Transport erreichte Theresienstadt aus Berlin kommend am 18. März 1943. Sie wohnten in der Parkstraße 4. Gustav Eichengrün starb bereits ein paar Wochen später am 27. April 1943, die Einäscherung erfolgte am Tag darauf.

 

deportiert: 1943 nach Theresienstadt

Gestorben 28. April 1943

Familie:
Berta Eichengrün, geborene Meyersberg
Grete Schaye, geborene Eichengrün
Hans Schaye
Eva Schaye

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