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in Wolfenbüttel

Details


Martha Grünberg, geborene Cohn

geboren: 14.11.1876 in Wolfenbüttel

Wohnadresse in Wolfenbüttel: Salzdahlumer Str. 56 (früher Nr. 8)

Martha Grünberg, geb. Cohn, wurde am 14. November 1876 in Wolfenbüttel geboren. Sie war verheiratet mit dem am 19. Dezember 1932 verstorbenen Lehrer Bernhard Grünberg. Das Ehepaar hatte drei Töchter: Gertrud, die später Ärztin wurde, Luise, die eine Gärtnerlehre absolvierte – wohl wegen des Wunsches, nach Palästina auszuwandern – und Hilde, die Kindergärtnerin wurde.

Nach dem Tod ihres Mannes wurde es für die kranke Frau zunehmend schwer, das von ihm erworbene Grundstück an der Salzdahlumer Straße 8 in Wolfenbüttel zu halten, denn sie verfügte monatlich nur über Einkünfte von 100 Reichsmark, die sie von der Samson Stiftung erhielt. Frau Grünberg wartete auf ihre Einreisegenehmigung nach England, denn sie wollte dorthin zu ihrer Tochter gehen – doch England ließ sich Zeit.

Friedrich German, der die Familie seit 1930 kannte und den mit Bernhard Grünberg die Bienenzucht verbunden hatte, war bereits am 1. Januar 1933 auf Bitten von Martha Grünberg in das Haus der Familie eingezogen.

Nachdem die beiden inzwischen in Palästina lebenden Töchter Luise – sie war schon als Luise Grünberg-Caspary am 16. Oktober 1931 ausgewandert –, und Gertrud, die 1933 noch in der Schweiz gelebt hatte und diesen Schritt am 22. September 1936 ebenfalls vollzogen hatte, beim deutschen Konsulat in Haifa eine Vollmacht hinterlegt hatten – beider Anschrift war Meschek S`deh, Nachum, Port Haifa / Palästina –, erwarb German das Haus laut Kaufvertrag am 1. Januar 1939.

Die Lage für die jüdische Bevölkerung verschlechterte sich zunehmend und Martha Grünbergs Aufenthaltsorte wechselten. Mit ihrer Tochter Hilde wohnte sie im Januar 1939 in Beelitz i. d. Mark, Schladitzerstr. 5 und seit dem 1. August 1939 war sie in der Auguststraße 6 in Wolfenbüttel bei Frau Rosa Hirsch gemeldet. Zuletzt musste sie in die Lange Straße 10 umziehen, in eines der Wolfenbütteler „Judenhäuser“. Der Raum kostete sie 6 RM monatlich Miete, die an die Stadtkasse zu zahlen war. Ihr Vermögen bestand aus Wohn- und Schlafmöbeln, Geschirr, Tischwäsche, persönlicher Wäsche etc. (mit Preisen jeweils angegeben, wie z. B. einem Petroleumofen für 12 RM, und Nahrungsmitteln (z.B. 20 kg Kartoffeln)). Die Gesamthöhe belief sich am 15. März 1943 auf 364 RM.

Am 14.03.1943, drei Tage bevor Martha Grünberg zunächst in das Lager Theresienstadt deportiert wurde und am 18. Mai 1944 nach Ausschwitz, wurde Grünbergs Vermögen zugunsten des Deutschen Reiches eingezogen. Es hatte 1932 vermutlich 11.795 RM betragen oder 2.386 RM für jede Tochter und Martha Grünberg. Grundlage für den Einzug bildete § 1 des Gesetzes über die Einziehung kommunistischen Vermögens vom 26. Mai 1933 – RGBl. S. 293 – in Verbindung eines zum 29. Mai 1941erlassenen Gesetzes, das es erlaubte, das „Vermögen von Reichsfeinden“ zugunsten des Reiches einzubehalten.

Am 20. März 1943 erhielt Martha Grünberg von der Gestapo eine Gutschrift von 26 RM über das bei der „Ausreise“ abgenommene Bargeld. Andere, geringfügige Summen wurden peinlich aufgerechnet gegen Kosten, die entstanden waren. So stellten die NS-Behörden am 1. Oktober 1943 für den Abtransport des zurückgelassenen Hausrates im LKW 9,50 RM in Rechnung. Am 2. August 1943 wurde laut Steuernummer 76 I Frau Grünberg abgeschoben, Steuerrückstände wurden erlassen.

Nach dem Krieg übernahm laut Amtsgericht Wolfenbüttel vom 20. Juni 1951 Band XXIII, Blatt 32, S. 281, Nr. ass. 1807 die Jewish Trust Corporation of Germany die  Rückerstattungsforderungen für die Witwe Martha Grünberg, Dr. Gertrud Grünberg, Luise Grünberg-Caspary und Hilde Lichtenstein, geb. Grünberg. Nach langen Verhandlungen, in die nicht nur Friedrich German, sondern auch andere Eigentümer des inzwischen aufgeteilten Grünbergschen Grundstückes und die Stadt Wolfenbüttel involviert sind, kommt es schließlich zu einer Einigung und Rückerstattung.

Martha Grünbergs Todesdatum wurde von den Befreiern des Konzentrationslagers Auschwitz auf den 9. Mai 1945 festgelegt.

deportiert: 1943 nach Theresienstadt - 1944 nach Auschwitz

Ermordet in Auschwitz

Todesdatum unbekannt

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