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in Wolfenbüttel

Details


Minna Ilberg, geborene Kugelmann

geboren: 18.01.1868 in Amelunxen

Wohnadresse in Wolfenbüttel: Lange Herzogstraße 49

Wie Max Ilberg aus Heiligenstadt Minna Kugelmann aus Amelunxen bei Höxter fand und sich danach mit ihr verlobte, wird immer unbekannt bleiben. Vergessen werden darf aber nicht, dass beide, als sie ihre Zukunft planten, Wolfenbüttel das Ziel ihrer Wünsche wurde. Im März 1895 eröffneten sie in der Lessingstadt ein Geschäft für Kurz-, Woll-, Weißwaren und für Tapisserie-Produkte. Im September darauf heirateten sie. Das Paar hatte vier Kinder, die aber nicht in Wolfenbüttel heimisch wurden. Drei von ihnen flohen nach Palästina, einer, der spätere Schriftsteller Werner Ilberg, flüchtete über Prag nach England und kehrte 1947 nach Wolfenbüttel zurück.

Das Geschäft wurde ein großer Erfolg mit traurigem Ende: 1927 starb Max Ilberg und 1929 ging der Laden in Konkurs. Minna Ilberg versuchte immer wieder, den Laden zu vermieten. Das gelang ihr nicht, bis sie Ende 1932 einen potenten Mieter fand. Ein („jüdisches“) Kaufhausunternehmen aus Magdeburg wollte sich in Wolfenbüttel niederlassen. Das stieß auf den Widerstand der hiesigen Kaufleute und der bereits stark gewordenen NSDAP. Der Mietvertrag kam nicht zustande, da 600 Mittelständler dagegen protestierten und sogar mit Gewalt drohten. Minna Ilberg fand sich in einer entmutigenden Lage, die nach der Übergabe der Macht am 30. Januar 1933 an Adolf Hitler ständig schlimmer wurde. Bei ihr wohnten inzwischen auch Verwandte aus Heiligenstadt, Selma und Ludwig Ilberg. Die Lebensbedingungen für Juden in Wolfenbüttel verschlechterten sich zunehmend. Minna Ilberg überlegte, ob sie ihren Kindern nach Palästina folgen sollte. „Es ist ja so schwer, Entschlüsse zu fassen. Was man heute beschließt, ist morgen schon wieder über den Haufen geworfen“, schrieb sie ihrem Sohn Heinz 1936 nach Palästina. Im November schrieb sie: „Wir alten Leute, oder besser gesagt, wir alten Mütter sind so empfänglich für ein wenig Liebe, die man in der jetzigen Zeit besonders gut gebrauchen kann. Mein Zertifikat werde ich nun ausnützen. Ich will mich diese Woche impfen lassen und mir ein Gesundheitsattest geben lassen von Dr. Kirchheimer und dann sende ich das Zertifikat nach Hamburg zum Consul. Also dann wird es ernst. Bis zum 9. Dezember muß alles erledigt sein. Nun schreibt recht bald wieder.“ Ihr Grundstück erwarb im Mai 1938 der Kaufmann Heinz Niehoff. Wie sie und ihre Verwandten die Pogromnacht erlebten, ist nicht überliefert. Minna Ilberg konnte am 19. November 1938 nach Palästina abreisen und den Rest ihres Lebens im Kreise ihrer Familie verleben. Im März 1961 starb sie in einem Altenheim in Jerusalem.

geflüchtet: 1938 nach Palästina

Überlebt

Familie:
Ludwig Ilberg
Selma Ilberg, geborene Grundmann

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