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in Wolfenbüttel

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Max Pohly

geboren: 20.08.1878 in Seesen

Wohnadresse in Wolfenbüttel: Bahnhofstraße 3

Max Pohly war von Beruf Kunstgärtner und betrieb zunächst in der Kommissstraße 4 einen Fachhandel für Gartenbedarf. Zur Unterscheidung zu den anderen Pohlys trug das kinderlos gebliebene Ehepaar den Spitznamen „Blumen-Pohly“. 1930 erwarben sie das Grundstück Bahnhofstraße 3 und eröffneten hier in einer Etage ihr Geschäft. Eine Wolfenbütteler Zeitzeugin erinnerte sich an Max Pohly, der auch „Mäxchen“ genannt wurde. Er sei ein bescheidener Mann gewesen, freundlich, fast überfreundlich und hilfsbereit. Hans Harald Schirmer (Jahrgang 1923), dessen Mutter ab 1929 bei Pohlys als Putzfrau arbeitete, holte sie oft vom Arbeitsplatz ab und lernte so das Ehepaar Pohly kennen. In seinen „Erinnerungen“ berichtet er: Pohly war ein älterer, bedächtiger, gebückt gehender Mann. Wenn er auf mein Klingeln öffnete und meine Mutter noch nicht bereit war, lud er mich in sein Büro ein. Es war voll gestopft mit mir unbekannten Dingen. Er hatte von meiner Mutter erfahren, dass ich Briefmarken sammelte, deshalb zeigte er mir stolz seine grosse und kostbare Sammlung. Alte Marken von Preußen, Bayern und Sachsen, aus Übersee und den Kolonien, bunte und vielfältige Sondermarken, penibel eingeordnet. Ich war beeindruckt, und weil ich Interesse zeigte, schenkte er mir zehn, zwanzig Marken und wünschte mir viel Freude mit dem Sammeln.
Die Eheleute wollten Deutschland verlassen, was misslang. Im Februar 1939 mussten sie das Grundstück an den Zahnarzt Dr. Bartels verkaufen. Da der Oberfinanzpräsident diesen Verkauf nicht genehmigte, übernahm der Kreisgemeindeverband Wolfenbüttel das Grundstück im April 1939 für den Kaufpreis von 28.000 RM. Die Kaufsumme erhielt allerdings nicht Max Pohly, sondern sie wurde auf ein Sperrkonto bei der Deutschen Bank, Zweigstelle Wolfenbüttel, eingezahlt. In einer Sicherungsanordnung nach § 59 des Devisengesetzes ordnete der Oberfinanzpräsident in Hannover weiterhin an: Dem Ehepaar Pohly wird untersagt, ohne meine Genehmigung über ihr inländisches oder ausländisches Vermögen zu verfügen oder durch Dritte verfügen zu lassen. Ausgenommen waren Erträgnisse des Vermögens und vorhandenes Bargeld im Hause. Zuwiderhandlungen waren mit Gefängnis oder in besonders schweren Fällen mit Zuchthaus bis zu 10 Jahre sowie mit Geldstrafe bis zur zehnfachen Höhe der der Devisenbewirtschaftung entzogenen Werte zu bestrafen.
Ab 15. Oktober 1941 musste das Ehepaar Pohly im sogenannten „Judenhaus“ Karrenführerstraße 5 in zwei Zimmern hausen. In der Akte mit der Vermögenserklärung seiner Frau befindet sich auch eine Liste mit Haushaltsgegenständen, darunter auch fünf Handtüchern, die das Finanzamt Wolfenbüttel am 8. August 1942 übernahm. Die Papiere dokumentieren auch die letzte Tätigkeit von Max Pohly. Als Berufsbezeichnung ist „Kunstgärtner“ angegeben und als Tätigkeit: Friedhofsgärtner (jüd. Gemeinde Wolfenbüttel), ohne Gehalt, ehrenamtlich. Das Ehepaar ist offenbar in das Warschauer Ghetto deportiert worden und wahrscheinlich in einem KZ umgekommen. Das Amtsgericht Wolfenbüttel stellte im April 1948 fest: Der Kaufmann Max Pohly und seine Ehefrau Regina werden für tot erklärt. Als Todestag wird der 8.5.1945 festgestellt. Max und Regina Pohly betrieben ein Fachgeschäft für Sämereien und Gartenbedarf. Das Ehepaar hatte keine Kinder. Auch sie wollten Deutschland verlassen.

Warum das nicht klappte, habe ich nicht herausgefunden. Im Februar 1939 mussten sie Ihr Haus verkaufen. Der Kreisgemeindeverband Wolfenbüttel – also der Landkreis Wolfenbüttel – gegenüber – übernahm das Haus für einen Kaufpreis von RM 28tausend. Das Geld erhielten allerdings nicht die Pohlys, es wurde ihnen geraubt – oder wie man damals sagt: Das Geld kam auf ein Sperrkonto bei der Deutschen Bank – dort hinten in der Kommißstraße.

Das Ehepaar musste schließlich ihr Haus verlassen – und ist wahrscheinlich im Januar 1940 zunächst in das Haus der Familie Pohly in der Leibnizstraße umgezogen. Ab Oktober wohnten sie im sogenannten „Judenhaus“ Karrenführerstraße 5 in zwei Zimmern. Ihr gesamtes Vermögen wurde ihnen geraubt und vom Wolfenbütteler Finanzamt verwaltet.

Das Ehepaar ist wahrscheinlich am 13. März 1942 in das Warschauer Ghetto deportiert worden. Dieser Abtransport von Juden in die Todeslager in Polen wurde mit Worten aus der NS-Sprache kaschiert: abgeschoben, in den Osten ausgewandert, abgemeldet nach unbekannt und anderen.

deportiert: 1943 nach Warschau

Schicksal unbekannt

Familie:
Regina Pohly, geborene Leopold

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