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in Wolfenbüttel

Details


Julius Pohly

geboren: 01.11.1881 in

Wohnadresse in Wolfenbüttel: Kommißstraße 2/3

Die Pohlys in Wolfenbüttel waren eine weit verzweigte Familie und wohnten an verschiedenen Stellen der Stadt. In der Familie, die auch in anderen Orten ansässig war, gab es sage und schreibe 12 Männer mit dem Namen Julius Pohly.

Vor vier Häusern, in denen Pohlys wohnten, liegen bereits Stolpersteine. Es war schwierig, über die einzelnen Familien ausreichende Informationen zu erhalten. Kontakte zu Nachkommen bestehen leider nicht. Daher kann über das Leben der Familie Julius und Else Pohly nicht sehr viel berichtet werden. Die Spurensuche erbrachte unter anderem zwei Anzeigen im Wolfenbütteler Kreisblatt und nur wenige Hinweise aus einer Akte im Staatsarchiv Wolfenbüttel zur Flucht der Familie. Eine Anzeige vom 8. Mai 1919 dokumentiert die ganz normale Existenz zweier junger Menschen, die sich verlobten. Die andere vom März 1918 bezeugt, dass der (jüdische) Viehhändler Julius Pohly unter seinen Kollegen — eben auch der christlichen — großes Ansehen genoss.

Julius Pohly betrieb gemeinsam mit seinem Bruder Max aus der Leibnizstraße die Viehhandelsfirma Moritz Pohly und Söhne, deren Betriebsstätten in der Goslarschen Straße 55 lagen. Dass die Firma in der Region einen guten Namen hatte, kann der Anzeige des Hannoverschen Viehhandels-Verbands aus dem Wolfenbütteler Kreisblatt vom März 1916 entnommen werden. Die Viehhändler-Vereine im Landkreis Wolfenbüttel hatten Julius Pohly zu einem ihrer Vertrauensmänner gewählt.

Die Firma handelte mit Mast-, Zucht- und Schlachtvieh. Das Einkommen aus der Firma soll bis 1935 jährlich je Teilhaber über 10.000 RM betragen haben und ab 1936 infolge des Boykotts jüdischer Geschäftsinhaber sehr zurückgegangen sein.  Das Betriebsgelände in der Goslarschen Straße pachtete ab November 1938 die Firma Haasemann und Lorenz. Dieses Grundstück wurde den Pohlys im Laufe der weiteren Entwicklungen geraubt.

Auch Julius Pohly erlitte nach der Pogromnacht 1938 den Transport in das KZ Buchenwald. Am 17. Dezember 1938 durfte er nach Hause zurückkehren. Er bereitete die Flucht seiner Familie nach Chile vor. Im Februar 1939 bat er die Devisenstelle des Finanzamtes in Braunschweig, die ihm sein Vermögen „entzogen“ hatte und es „verwaltete“, um eine Genehmigung zum Kauf eines Kühlschranks und um die Erlaubnis zur Mitnahme einer elektrischen Plätte-Mangel. Er begründete den Kühlschrank mit dem Hinweis, die Familie werde in Chile auf dem Lande weit entfernt von der nächsten Stadt wohnen: Dort herrsche ein tropisches Klima.  Die Familie verließ Wolfenbüttel mittellos am 31. März 1939 nach Santiago in Chile. In einer Akte des hiesigen Staatsarchivs ist der frühere Wohlstand der Familie dokumentiert.

Die Gestapo Braunschweig teilte dem Amtsgericht Wolfenbüttel im September 1941 mit, gegen Julius Pohly schwebe ein Ausbürgerungsverfahren. Bis zum Abschluss des Verfahrens müssten sämtliche im Inlande befindlichen Vermögenswerte sichergestellt werden. Im Mai 1942 informierte das Finanzamt Wolfenbüttel das hiesige Amtsgericht, dass sein Vermögen zugunsten des Deutschen Reiches verfallen ist — mit anderen Worten, endgültig geraubt worden ist. Julius Pohly starb 1947 im Alter von 66 Jahren in Santiago de Chile.

geflüchtet: 1939 nach Chile

Gestorben 7. Mai 1947 in Santiago de Chile

Familie:
Else Pohly, geborene Sommer
Hedwig Pohly

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