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in Wolfenbüttel

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Rudolf Rülf

geboren: 21.08.1890 in Wolfenbüttel

Wohnadresse in Wolfenbüttel: Bahnhofstraße 1

Die biografischen Texte zur Familie Rülf - Rudolf, Gertrud, Alfred und Renate - haben Schü-lerinnen und Schüler des Wolfenbütteler Gymnasiums im Schloss mit ihrer Lehrerin Ann-Kathrin Behm erarbeitet und am 19. November 2015 anlässlich der Stolperstein-Verlegung in Anwesenheit von 18 Angehörigen der Familie Rülf aus Israel im Ratsaal des Wolfenbütteler Rathauses vorgetragen.

Rudolf Rülf - Seine Tätigkeit als Zahnarzt und sein Berufsverbot

Was braucht es um ein guter Arzt zu sein? Ein im Jahr 1914 abgeschlossenes Studium der
Zahnheilkunde, Erfahrungen unter widrigsten Umständen an der Front? Dies könnte man vermuten und deshalb Rudolf Rülf eine erfolgreiche Zukunft voraussagen, als er am 14.09.1919 stolz im Wolfenbütteler Kreisblatt verkündete: „Ich habe mich in Wolfenbüttel als
Zahnarzt niedergelassen und halte wochentags von 9-1 Uhr und 3–6 Uhr
Sprechstunden ab“.
Zunächst war es auch so. Dr. Rülf wurde in Wolfenbüttel als Arzt und Mensch sehr geachtet, wie uns ein Schulfreund von Alfred, Herr Hahne, auch erzählte. Doch nach der Machtübernahme Hitlers wurde alles anders. Da er sich auch kollegiale Hochachtung erarbeitet hatte, warnte ihn einer seiner Kollegen vor dem drohenden Ereignis.
Am 17. Juli 1933 wurde Dr. Rülf in einem Schreiben mitgeteilt: „ In der Sitzung der kassenärztlichen Vereinigung (wurde) festgestellt, dass die Bestimmung des Ariergesetzes auf Sie anzuwenden sind.“Angeblich konnte sein Kriegsdienst nicht nachgewiesen werden. Jeder, der Rudolf Rülfs Lebenslauf kennt, kann hier nur den Kopf schütteln. Am 27. Juli
verfasste Dr. Rülf einen Beschwerdebrief in dem er mithilfe des Militärpasses die Teilnahme an 3 Gefechten beweisen und sich auf einen Beleg des Generaloberarztes beziehen konnte. Die Beweislage schien klar. Die Hoffnung von Herrn Rülf war begründet, immerhin wurde ihm die Kriegsteilnahme an 2 verschiedenen Gefechten, sowie der Posten als Chefarzt im Lazarett bescheinigt. So schloss er den Brief mit den Worten, dass dementsprechend der Beschluss der Braunschweigischen Kassenärztlichen Vereinigung aufzuheben sei.
Gerichtet war dieses Schreiben an das Reichsarbeitsministerium. Wie lautete die Antwort? „Nicht stattgegeben.“ Warum? „Sie sind nichtarisch im Sinne des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums. Diese Entscheidung ist endgültig.“
Endgültig zu weit gegangen war aber eigentlich nur der Irrsinn der damaligen Zeit. Denn wie kann man eine Verbindung zwischen der Qualifikation eines Zahnarztes und dem Ariersein ziehen? Für uns heute ist das kaum noch zu begreifen.

Rudolf Rülf flüchtete mit seiner Familie 1934 mit seiner Familie unter Mitnahme fast seiner gesamten Praxiseinrichtung nach Palästina.

geflüchtet: 1934 nach Palästina

Gestorben am 28. März 1969 in Naharia, Israel

Familie:
Rudolf Rülf
Gertrud Rülf, geborene Reis
Renate Rülf, verheiratete Grünberg

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