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in Wolfenbüttel

Details


Nathan Schloss

geboren: 14.12.1882 in Zimmersrode

Wohnadresse in Wolfenbüttel: Halchtersche Straße 18 (früher Nr. 6)

Nathan Schloss war ein erfolgreicher Viehhändler. Das weit über die Grenzen der Region Braunschweig bekannte Unternehmen führte er mit seinem Bruder Louis, der mit seiner Familie in der Lessingstraße wohnte.

Nathan und Helene Schloss hatten vier Töchter. Die Familie unternahm mit dem Auto viele Ausflüge in den Harz. Nathan nahm seine Töchter manchmal mit, wenn er Viehmärkte in der Umgebung besuchte. Doch wenn er auch bei Spaziergängen in Wolfenbüttel gemeinsam mit den Kindern mit judenfeindlichen Parolen beschimpft wurde, engagierte er sich bis zuletzt als Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Wolfenbüttel. In der Pogromnacht wurden er und die anderen zusammengeholten jüdischen Männer in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt. Über seine dortigen Erlebnisse hat er nach seiner Entlassung, wie seine Tochter später berichtete, nie mit jemandem gesprochen. Als sorgender Familienvater bemühte er sich jedoch schon frühzeitig, seinen vier Töchtern im Ausland ein besseres Leben zu ermöglichen.

Der Versuch, zu seiner Tochter Liesel nach Chile zu fliehen, misslang. Einige Jahre nach dem Tod seiner Frau Helene heiratete er die ehemalige Haushälterin Frieda Neuhaus. Im Oktober 1941 mussten sie aus ihrem Haus an der Halchterschen Straße in das „Judenhaus“ Karrenführerstraße 5 umziehen. Als Nathan Schloss am 26. Januar 1942 in seiner Funktion als Gemeindevorsteher Freunde zum Zug nach Braunschweig begleitete, von wo sie aus deportiert werden sollten, starb er auf dem Bahnsteig aufgrund von Herzversagen einen natürlichen Tod.

Das Wolfenbütteler Finanzamt vereinnahmte seinen Nachlass und führte über den Rest wie folgt Protokoll:
„1 Gehrock, 2 Straßenanzüge, 1 Wintermantel, 1 Übergangsmantel, 2 Herrenhüte, 10 Oberhemden, 6 Unterwäsche, 6 Krawatten, 12 Kragen, 6 Paar Strümpfe. Aufgeführte Bekleidungsstücke sind, da minderwertig, bereits vom Finanzamt Wolfenbüttel mit dem Eigentum der abgeschobenen Ehefrau verwertet worden.“

Seine Zeit in Wolfenbüttel unter den nationalsozialistischen Repressionen beschrieb Nathan in einem Brief an seine Kinder mit diesem resignierenden Satz:
„Schließlich fällt auch mal der stärkste Baum, wenn dauernd auf ihn eingeschlagen wird.“

Text: Nach einer Vorlage von Moritz Krappitz und Oliver Großmann, Schüler des Gymnasiums im Schloss

1938 "Schutzhaft" in Buchenwald

Tot Januar 1942

Familie:
Helene Schloss, geborene Spiegel
Liesel Schloss, verheiratete Levy
Margret Schloss, verheiratete Rosenberg
Lore Schloss, verheiratete Bodek
Resi Schloss, verheiratete Liebmann
Frieda Schloss, geborene Neuhaus

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