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in Wolfenbüttel

Details


Eva Schaye

geboren: 26.10.1924 in Görlitz

Wohnadresse in Wolfenbüttel: Neuer Weg 34 (früher Adolf-Hitler-Straße)

Ihr Bruder Hans Bernhard nannte sie zärtlich „Evchen“. Die Vorstellung, dass seine Schwester, die mit ihm im jüdischen Waisenhaus in Paderborn lebte, ermordet worden ist, war für Hans Bernhard Schaye eine Belastung bis ans Lebensende. Immer, wenn er im britischen Fernsehen Bilder oder Filme aus dem Warschauer Ghetto sah, hat er immer eher befürchtet als gehofft, seine Schwester zu sehen. Ihr Großvater Gustav Eichengrün erwähnte Eva Schaye in einem Brief und eine alte Wolfenbütteler Bekannte, Minna Ilberg, die bereits in Palästina lebte. Er schrieb unter anderem:

Evchen ist nach beendeter Schulzeit seit etwa vier Tagen hier. Sie hat auch ein gutes Abgangszeugnis bekommen, in allen Fächern sehr gut, gut oder fast gut, kein genügend. Ihre Abreise von Paderborn hat sich um einige Wochen verzögert, weil vom Waisenhaus aus erst ihre Aussteuer für Palästina beschafft und angefertigt wurde. Ihre Auswanderung hat Frau Dreyer in die Hand genommen, und Evchen bekommt hier Bescheid, wann sie die Reise antreten soll. Diese Sache läuft auch schon ein Jahr „immer langsam voran, immer langsam voran”.

Nachdem Eva Schaye ihre Schulausbildung in Paderborn abgeschlossen hatte, erhielt sie eine Lehrstelle in einem Hachschara-Betrieb (jüdischer Ausbildungsbetrieb zur Vorbereitung auf Palästina) und kehrte anschließend nach Wolfenbüttel zurück. Eine Flucht gemeinsam mit ihrer Mutter Grete Schaye gelang nicht mehr. Im März 1942 musste die 18jährige, da ihre Deportation bevorstand, eine Vermögenserklärung abgeben. Beim Ausfüllen des 16seitigen Dokuments half ihr der Großvater, der zum Schreiben einen derben Kopierstift benutzte. Außer persönlicher Daten und ihrer Unterschrift enthält das Papier keine Eintragungen. Beim Finanzamt gab sie Schmuck im Wert von 3,80 RM ab. Sie soll anschließend ins Warschauer Ghetto deportiert worden sein. Das Braunschweiger Gedenkbuch vermerkt einen Transport am 31. März 1942 nach Warschau. Hans Schaye erfuhr von der Deportation seiner Schwester in Australien. Seine Mutter schickte ihm eine Rote-Kreuz-Postkarte mit der furchtbaren Nachricht und dem Hinweis, seine Schwester würde im Warschauer Ghetto in einer Fabrik arbeiten. Auf welche Weise diese Nachricht aus Warschau nach Wolfenbüttel gelangt war, konnte ich nicht feststellen. Auch Evchen Schaye ist nicht zurückgekehrt.

deportiert: 1942 Warschauer Ghetto

Ermordet

Familie:
Berta Eichengrün, geborene Meyersberg
Gustav Eichengrün
Grete Schaye, geborene Eichengrün
Hans Schaye

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