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in Wolfenbüttel

Details


Marianne Wolfsohn, geborene Ahrens

geboren: 14.03.1883 in Dürrenbeck

Wohnadresse in Wolfenbüttel: Salzdahlumer Straße 13 (früher Nr. 25)

Seit 1917 wohnte die Familie Wolfsohn in der Salzdahlumer Straße 25 in Wolfenbüttel zur Miete. Marianne Wolfsohn gehört der evangelisch-lutherischen Konfession an und lebte mit ihrem Ehemann Max in einer „privilegierten Mischehe“. In finanzielle Not geriet die Familie Wolfsohn spätestens 1932, als Max Wolfsohn nach 25 Jahren Tätigkeit als Ingenieur bei der Braunschweigischen Maschinenanstalt (BMA) aufgrund wirtschaftlicher Probleme des Traditionsunternehmens entlassen wurde und fortan vom viel zu geringen Arbeitslosengeld leben musste. Um das Familieneinkommen aufzubessern, vermietete Marianne Wolfsohn Zimmer unter an Schüler der in der Nähe liegenden Konditoreifachschule Lambrecht. Dies fand ein Ende, als die Nationalsozialisten auch der Familie Wolfsohn die Untervermietung verbot.

Ab 1933 sah sich die Wolfenbütteler Familie weiteren gezielten Ausgrenzungsmaßnahmen der NSDAP ausgesetzt. Für Marianne Wolfsohn wurde es immer schwieriger, in Wolfenbüttel Lebensmittel einzukaufen, da die örtlichen Geschäfte jüdische Kunden boykottierten. Marianne Wolfsohn beschrieb bereits die frühen 30er Jahre als „Hungers- und Elendszeit“ und musste mitansehen, wie der noch im Haushalt lebende Sohn Günter Wolfsohn (Jg. 1918) das Wolfenbütteler Gymnasium Große Schule nach Ausgrenzungen bei Schulfesten, Schikanen durch die Lehrer und brutalen körperlichen Übergriffen durch Mitschüler verlassen musste; auch der Besuch der Mittelschule endete 1935. Im gleichen Jahr ließ Marianne Wolfsohn ihren Sohn Günter konfirmieren. Doch 1937 kündigte der Hausbesitzer Wolfsohns die Wohnung in der Salzdahlumer Straße, ein neues Domizil wurde ihnen nicht mehr vermietet. Marianne, Max und Günter Wolfsohn planten die Flucht nach Griechenland, wo bereits die Tochter Irma Wolfsohn und Sohn Herbert seit Jahren lebten. Profiteure waren Wolfenbütteler, die die Möbel und den Hausstand der Wolfssohn erwarben. „Unter dem Druck der Emigration als Juden waren wir gezwungen, unter Wert zu verkaufen. Unsere Not wurde weidlich ausgenutzt“, schrieb Marianne Wolfsohn 1952.

1937 erfolgte der Umzug nach Patras. Marianne Wolfsohn erlitt einen Nervenzusammenbruch, als Günter Wolfsohn im Februar 1938 aus Griechenland ausgewiesen wurde. 1939 kehrte sie alleine nach Deutschland zurück, um die Rentenangelegenheiten ihres Mannes zu klären. Sie kam zunächst bei Bekannten in Braunschweig unter, durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war ihr die Rückkehr nach Griechenland endgültig verwehrt. Sie wurde aber immer wieder von der Gestapo Braunschweig vorgeladen, verhört und ab 1940 bedrängt, sich von ihrem in Griechenland zurückgebliebenen „jüdischen Ehemann“ zu trennen. Marianne Wolfsohn erlebte mit, wie ab 1942 Verwandte und Bekannte, denen sie so gut es ging half, aus Braunschweig in die Vernichtungslager deportiert werden. Im Januar 1943 war die Rente von Max Wolfsohn ganz gestrichen worden, seine Ehefrau nahm eine Stellung bei der Firma Briefmarken-Behrens in der Leonhardstraße 9 in Braunschweig auf

Und sie musste mitansehen, wie ihr Sohn Günter und andere „Halbjuden“ und „in privilegierter Mische lebende Ehepartner“ 1944 von der Adolfstraße in Braunschweig in ein Lager für „jüdisch-versippte“ in Blankenburg gebracht wurden. In Braunschweig erlebte sie die schweren alliierten Bombenangriffe auf Braunschweig, wurde in der Nähe der Büssingwerkenach Verschüttung zweimal aus den Trümmern des Hauses geborgen. Am 7. April 1945 gelang Günter Wolfsohn die Flucht aus dem Lager Blankenburg, er hielt sich bis zum Kriegsende in Braunschweig bei Freunden versteckt.

Erst 1947 konnte Marianne Wolfsohn ihren Mann Max wieder in die Arme schließen.


Quellen:
NLa Wf 4 Nds Zg. 41/1992 Nr. 2883
NLa Wf 4 Nds Zg. 41/1992 Nr. 2884

geflüchtet: 1937 nach Griechenland

1939 Rückkehr nach Braunschweig

Mit Hilfe überlebt

Verstorben 1958

Familie:
Max Wolfsohn
Irma Wolfsohn
Alfred Wolfsohn
Herbert Wolfsohn
Günther Wolfsohn

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