Finden Sie zu den Stolpersteinen
in Wolfenbüttel

Das Projekt

Der in Berlin geborene und in Köln lebende Künstler Gunter Demnig entwickelte Anfang der 1990er Jahre die Idee der Stolpersteine. Eine Aktion zum Gedenken an die 1940 aus Köln deportierten Sinti und Roma brachte ihn auf diesen Gedanken.
Aus den ersten Steinen, die 1996 in Berlin Kreuzberg noch ohne Legitimation oder Zustimmung der Behörden verlegt wurden, sind bis heute fast 70.000 Stück geworden – zu finden in 1265 Kommunen Deutschlands und in einundzwanzig Ländern Europas. Sie bilden damit das größte dezentrale Mahnmal der Welt.
Gunter Demnig will die Erinnerung wachhalten an all die Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus Opfer von Vertreibung und Vernichtung wurden. Dabei hat er die ehemaligen jüdischen Mitbewohner ebenso im Blick, wie das Volk der Sinti und Roma, politisch Verfolgte, Homosexuelle, Euthanasieopfer und die Zeugen Jehovas. Jedes einzelne Verschwinden hat eine Lücke gerissen, hieran sollen die vor dem letzten frei gewählten Wohnort ins Pflaster verlegten Stolpersteine dauerhaft erinnern. Den Umstand, dass man sich zum Lesen der manuell eingeschlagenen Inschrift herunterbeugen oder hinknien muss, empfindet Demnig als Geste des Verbeugens.  

Das Projekt stößt nicht überall auf Unterstützung. Die Vorstellung, dass die Steine verschmutzen und unachtsam darauf herumgetreten wird, wird immer wieder als unerträglich empfunden und spiegelt eine Wahrnehmung, in der „das Schicksal der Opfer mit Füßen getreten wird“. Einige Städte haben sich deswegen explizit gegen das Projekt entschieden, was teilweise langjährige Bürgerbegehren in Gang setzte. 

Die ständig wachsende Anzahl an Stolpersteinen visualisiert auf besondere Art das unfassbare Ausmaß der Vertreibung von Menschen, die mitten in den Städten und Gemeinden Europas lebten. Immer wieder ist zu erleben, dass Fußgänger vor den Steinen stehen bleiben, innehalten, lesen, „stolpern“. An so manchem Stein liegt anlässlich eine Rose, der ein oder andere erstrahlt plötzlich frisch poliert. 
Einzelpersonen und Schülergruppen recherchieren Kommunalgeschichte, lernen, schreiben, übernehmen Verantwortung in Form von Patenschaften und sichern so die Erinnerung und die Auseinandersetzung mit diesem dunklen Geschichtskapitel, das zugleich so erschreckend aktuell ist. 

Stolpersteine in Wolfenbüttel

Die Initiative „Stolpersteine für Wolfenbüttel“ wurde von dem Erinnerer Jürgen Kumlehn und Dr. Kristlieb Adloff ins Leben gerufen. Sie arbeiteten eng mit Wolfenbütteler Schüler_innengruppen zusammen, die anlässlich der Steinverlegung selbst recherchierte Biogramme vorlasen. Für insgesamt 104 Personen wurden in den Jahren 2011 – 2017 Stolpersteine verlegt. 
Sie erinnern an jüdische Deutsche, ebenso finden sich die Namen der von den Nationalsozialisten misshandelten und ermordeten Arbeiter Fritz Fischer und Alfred Perkampus, sowie des vom Volksgerichtshof wegen Hörens von Feindsendern zum Tode verurteilten Schusters Heinrich Wedekind. Auch an die polnische Zwangsarbeiterin Janina Piotrowska, die aufgrund eines Todesurteils Braunschweiger Blutrichter als angeblicher „Volksschädling” in Wolfenbüttel hingerichtet wurde, ist gedacht worden. Unter den jüdischen Namen finden sich nicht nur prominente, wie der des verdienten Kommunalpolitikers Gustav Eichengrün, des bekannten Arztes Dr. Siegfried Kirchheimer und des letzten Synagogenvorstehers Nathan Schloss, sondern auch Menschen wie die Familie Berger, die unter bedrängten wirtschaftlichen Verhältnissen ihr Leben in dieser Stadt mit Würde zu bestehen wussten. 

Seit 2018 hat eine Arbeitsgemeinschaft unter städtischer Leitung die Fortführung der Recherchen zu den ca. 60 weiteren Personen übernommen. Mit der Verlegung von elf Stolpersteinen im Dezember 2019 wurde die Kontinuität der Arbeit gesichert. Bereits im Februar 2020 folgten fünf weitere Stolpersteine. Sobald Termine zur nächsten Stolpersteinverlegung feststehen, sind diese unter der Rubrik "Aktuelles" zu finden.