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in Wolfenbüttel

Details


Arthur Oschitzki

geboren: 19.08.1903 in Gorzno in Westpreußen (poln. Brodnica)

Wohnadresse in Wolfenbüttel: Dr. Heinrich-Jasper-Straße 60 (ehemals Stöckheimer Straße 8)

Arthur war das erstgeborene Kind von Adele (1875-1944) und Louis (1870-1944) Oschitzki. Da der Heimatort der Familie, Gorzno, nach dem ersten Weltkrieg polnisch wurde, zog er mit seinen Eltern sowie seiner jüngeren Schwester Erika (1908-1941) in Richtung Wolfenbüttel. Hier eröffneten seine Eltern im Frühsommer 1919 ein Geschäft für Schuhwaren in der Stöckheimer Straße 8, der heutigen Dr. Heinrich-Jasper-Straße 60.  Arthur, der Handlungsgehilfe gelernt hatte und als Kaufmann arbeitete, war erst ab dem 1. Januar 1926 unter dieser Adresse gemeldet.  Arthur schwärmte sehr für die beste Freundin seiner Schwester Erika, Gretel David (1909-2004). Sie nannte Arthur in ihren Erinnerungen „den Bruder, den ich nie hatte“.  Als Gretel im Februar 1938 Walter Kleeblatt (1909-2002) heiratete, wählte sie Arthur Oschitzki als ihren Trauzeugen. 
Am 24. Juni 1941 traf Arthurs Braut Margot Heching (1916-1945) in Wolfenbüttel ein, wo die beiden am 1. Juli 1941 heirateten und nach der Hochzeit in das Haus von Louis und Adele Oschitzki einzogen. Eine kurze Zeit später wurde das junge Ehepaar zusammen mit Arthurs Eltern in das heruntergekommene Fachwerkgebäude Lange Straße 34, einem sogenannten „Judenhaus“, zwangsumgesiedelt und waren ab dem 6. Oktober 1941 offiziell dort gemeldet.    
 Auf Arthurs Meldeschein ist die Bezeichnung „Kaufmann“ nun durchgestrichen und durch „Bauarbeiter“ ersetzt. An anderer Stelle lautete sein Beruf „landwirtschaftlicher Arbeiter“. Arthur fand in der Gärtnerei Buerschaper Arbeit und versuchte mit seinem knappen Lohn auch seine Eltern zu ernähren. Die Miete teilten sich die beiden Paare.
Obwohl Visa für die ganze Familie bereits beantragt waren, kam es nicht mehr zu der geplanten Ausreise.  Am 31. März 1942 sollten Arthur und seine Frau nach Warschau deportiert werden. Wegen einer mehrstündigen Verspätung des Transports brachte ein sogenannter „Koppelzug“ die beiden erst am 1. April 1942 ab Braunschweig in das Warschauer Ghetto. Es war eine Reise ohne Wiederkehr. 
Arthurs Schwager Harry Heching (1909-1981) aus New York/USA forschte in den 1950er Jahren nicht nur nach dem Verbleib und dem Schicksal seiner Schwester, sondern auch nach deren Ehemann Arthur Oschitzki. Beider Aufenthaltsort lautete seit dem 31.3.1942 „unbekannt“.  Eine Suchanzeige in der örtlichen Presse, blieb ohne Erfolg. Am 11. Februar 1959 wurden Arthur Oschitzki und seine Frau Margot laut Beschluss des Wolfenbütteler Amtsgerichtes (AZ4 II 48-49/58) für tot erklärt und als Sterbedatum der 31.12.1945 festgelegt.

Für den Namen Oschitzki finden sich verschiedene Schreibweisen: Oschitzky und Oschitzki.  Die Familie scheint die Schreibweise mit der Endung auf „i“ bevorzugt zu haben. Beispiele dafür sind eine Unterschrift von Arthur Oschitzki beim Standesamt Wolfenbüttel und die Todesanzeige für Moritz Oschitzki.

Online-Link zu "Gretels Album"

Foto: Archiv Jürgen Kumlehn

Literatur:
1.    Bundesarchiv, Gedenkbuch
2.    Kulturstadt e.V. Wolfenbüttel „Jüdischer Rundgang“
3.    Kumlehn, J. „Jüdische Familien in Wolfenbüttel“, Appelhans 2009
4.    Niedersächsisches Landesarchiv Wolfenbüttel:
NLA WO, 15 R 4, Zg. 16/2003 Nr. 76
NLA WO, 15 R 4, Zg. 46/1989 Nr. 2
NLA WO, 12 Neu, 13 Nr. 22182
NLA WO, 198 N, Zg. 2021/32 Nr. 1
NLA WO, 58 Nds Fb. 3, Zg. 2009/037 Nr. 1023;1025; 1031; 1339
NLA WO, 60 Q Nds, Zg. 2016/27 Nr. 701
NLA 10 Kb Zg. 2009/506 Nr. 60, lfd. Nr. 65.
NLA WO, 115 Z, Nr. 74/1
5.    Rueb Romero, D.; Vögel, B. „Gretels Alben“; www. birdstage.net
6.    USA, Sterbeindex der Sozialversicherung; ancestry. de
7.    Stadt Wolfenbüttel, Melderegister, S. 2477
8.    www. Statistik des Holocaust.de
9.    Yad Vashem, Zentrale Datenbank Holocaust Opfer

deportiert: 1942

Für tot erklärt

Familie:
Louis Oschitzki
Adele Oschitzki, geb. Jacobi
Erika Selinger, geb. Oschitzki
Margot Oschitzki, geb. Heching
Moritz Selinger
Moritz Oschitzki

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