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in Wolfenbüttel

Details


Margot Oschitzki, geb. Heching

geboren: 25.07.1916 in Marburg (Biedenkopf) /Hessen

Wohnadresse in Wolfenbüttel: Dr. Heinrich-Jasper-Straße 60 (ehemals Stöckheimer Straße 8)

Margot wuchs in dem kleinen Ort Kirchhain bei Marburg als jüngstes Kind der Familie Heching auf. Sie war das Nesthäkchen, denn ihre Schwester Selma kam schon 1904 zur Welt und ihre Brüder Hermann und Harry wurden 1908 und 1909 geboren.  Margots Eltern Berta (1881-1961) und Meier (1874-1935) Heching besaßen eine Pferdehandlung in Kirchhain, die bis 1939 bestand. Als Margots Vater 1935 starb, führte ihr Bruder Hermann das Geschäft weiter.  
Von Margot existiert kein privates Foto mehr, nur eines von ihrer „Kennkarte“, das um 1939 entstand. Margot war im August 1940 noch in Kirchhain gemeldet, soll aber zwei Jahre vor ihrer Hochzeit in Trier gelebt haben. Sie traf am 24. Juni 1941 in Wolfenbüttel ein, um dort am 1.7. 1941 Arthur Oschitzki (1903-1945), den Sohn von Louis (1870-1944) und Adele (1875-1944) zu heiraten.  
Margot war nur wenig Zeit in dem Haus der Oschitzkis in der Wolfenbütteler Auguststadt, der heutigen Dr. Heinrich-Jasper-Straße 60, vergönnt. Bereits ab 6. Oktober wurden sie und ihr Mann in eines der stark baufälligen sogenannten „Judenhäuser“, Lange Straße 34, zwangsumgesiedelt. Dort bewohnten sie ein Zimmer im Haushalt der Eltern bzw. Schwiegereltern.
Margot kümmerte sich vermutlich um Häusliches. Für den Lebensunterhalt, auch für seine Eltern, sorgte ihr Mann Arthur durch seine Arbeit in einer Wolfenbütteler Gärtnerei. Sein Lohn deckte jedoch kaum die Lebenshaltungskosten.
Die Familie wollte gemeinsam Deutschland verlassen. Sie hatten bereits eine Vermögenserklärung abgegeben und Visa beantragt, doch zu der geplanten Ausreise kam es nicht mehr. Am 31. März 1942 wurden Margot und ihr Mann deportiert. Mit mehrstündiger Verspätung brachte ein sogenannter „Koppelzug“ die beiden am 1. April 1942 ab Braunschweig in das Warschauer Ghetto. Es war eine Reise ohne Wiederkehr.  Margot galt lange Zeit als verschollen. 
Margots Geschwistern Hermann (1908-1992), Harry (1909-1985) und Selma (1904-1984) sowie ihrer Mutter Berta Heching, war auf unterschiedlichen Wegen die Flucht in die USA gelungen. 
Bei Familientreffen sollen sie über Margot gesprochen und betrauert haben, dass ihre jüngste Schwester es nicht in die USA geschafft hatte.  Daran erinnert sich Lothar „Lou“ Siegel, der Sohn von Margots Schwester Selma, der am 1. Oktober 1937 in Würzburg zur Welt kam und heute in Argentinien lebt. Er erinnert sich ebenfalls an Erzählungen in der Familie, dass Margot auf eine Änderung der Verhältnisse zum Besseren gehofft und deshalb anfangs wohl gezögert hatte, Deutschland zu verlassen.
Margots Bruder Harry forschte in den 1950er Jahren nach dem Verbleib und dem Schicksal seiner Schwester und seines Schwagers. Eine Suchanzeige, ein sogenanntes „Aufgebot“, in der Wolfenbütteler Zeitung blieb ohne Erfolg.  Am 11. Februar 1959 wurden Margot und ihr Mann laut Beschluss des Wolfenbütteler Amtsgerichtes (AZ4 II 48-49/58) für tot erklärt. Als Todesdatum wurde der 31.12. 1945 festgelegt.
Margots Geschwister und ihre Mutter Berta Heching, klagten mit Hilfe der „Jewish Trust Corporation“ ihr Erbe ein. Dabei ging es um die Rückerstattung aller Sach- und Vermögenswerte. Zum Beispiel waren Teile des Hausstands der Oschitzkis an Wolfenbütteler Bürger verkauft und die Einnahmen durch das örtliche Finanzamt akribisch notiert worden. Seit der Enteignung im Jahr 1943 waren den Oschitzkis außerdem die Mieteinnahmen des Hauses in der Auguststadt vorenthalten worden.
Aber es ging nicht nur um die Sach- und Vermögenswerte, sondern auch um eine „Entschädigung“ für die Freiheitsberaubung von Margot und ihrem Mann Arthur.
Margots Geschwister waren mit ihrer Klage erfolgreich. Ihnen wurde eine einmalige Entschädigung gezahlt. Diese gaben sie an ihre Mutter Berta Heching weiter, die 1961 in New York verstarb. 
Die Nachkommen von Margots Geschwistern leben heute in San Francisco und New York/USA sowie in Argentinien.
 

Literatur:
Arolsen Archives
Bundesarchiv, Gedenkbuch
Haas-Koelsch, L., San Francisco, USA (Korrespondenz); ancestry.
Kulturstadt Wolfenbüttel „Jüdischer Rundgang Wolfenbüttel“
Meldebescheinigung der Stadt Wolfenbüttel
NLA WO, 15 R 4, Zg. 16/2003 Nr. 76
NLA WO, 12 Neu, 13 Nr. 22182
NLA WO, 15 R 4, Zg. 16/2003 Nr. 76
NLA WO, 198 N, Zg. 2021/32 Nr. 1 
NLA WO, 250 N, Nr. 551 
NLA WO, 15 R 4, Zg. 46/1989 Nr. 2
NLA WO 58 Nds Fb. 3, Zg. 2009/037 Nr. 1023
NLA WO 58 Nds Fb. 3, Zg. 2009/037 Nr. 1049
NLA WO 58 Nds Fb. 3, Zg. 2009/037 Nr. 1029
NLA WO 58 Nds Fb. 3, Zg. 62/1985 Teil 2 Nr. 24/005
NLA WO 26 Nds, Nr. 724/1475
NLA WO 58 Nds Fb. 3, Zg. 2009/037 Nr. 1031
NLA WO 58 Nds Fb. 3, Zg. 2009/037 Nr. 1027
26 Nds, Nr. 724
26 Nds, Nr. 1475
26 Nds, Nr. 1475/a
60 Q Nds, Zg. 2016/27 Nr. 701
www.statistik des holocaust.de
Stolpersteine in Kirchhain
Yad Vashem

deportiert: 31. März 1942

Für tot erklärt

Familie:
Louis Oschitzki
Adele Oschitzki, geb. Jacobi
Arthur Oschitzki
Erika Selinger, geb. Oschitzki
Moritz Selinger
Moritz Oschitzki

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