Finden Sie zu den Stolpersteinen
in Wolfenbüttel

Details


Erika Selinger, geb. Oschitzki

geboren: 22.06.1908 in Gorzno in Westpreußen (poln. Brodnica)

Wohnadresse in Wolfenbüttel: Dr. Heinrich-Jasper-Straße 60 (ehemals Stöckheimer Straße 8)

Erika wurde im westlichen Preußen geboren, in Gorzno, das heute Brodnica heißt.  Als der Ort nach dem ersten Weltkrieg polnisch wurde, verließ sie mit ihren Eltern Louis (1870-1944) und Adele (1875-1944) die Gegend. Die Familie fand in Wolfenbüttel eine neue Heimat und eröffnete im Stadtteil Auguststadt, der damaligen Stöckheimer Straße, ein Geschäft für Schuhwaren. Erika war bei ihrer Ankunft in Wolfenbüttel elf Jahre alt und ihr Bruder Arthur sechzehn. Schon seit der Schulzeit war Erika sehr eng mit Gretel David später verheiratete Kleeblatt (1909-2002) aus Salder befreundet. Der Ort gehörte zur Synagogen Gemeinde Wolfenbüttel. Erika war für Gretel „die Schwester, die sie nie hatte“. 
Am 9. Juni 1936 feierte die Familie Oschitzki die Hochzeit ihrer Tochter Erika, inzwischen gelernte Verkäuferin, mit Moritz Selinger (1896-1941) aus Stettin. Er war Kaufmann und gelernter Zuschneider für Herrenbekleidung. 
Bei der Hochzeitsfeier in Wolfenbüttel waren unter den Gästen auch Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Wolfenbüttels wie die Familie Kirchheimer, deren Töchter Blumen streuten oder Fanny und Siegfried Steinberg, der Kantor der Gemeinde. Auch die Familie Kleeblatt mit der die Oschitzkis sehr gut befreundet waren, feierten mit.
 Erika folgte ihrem Mann nach Stettin, wo sie eine Wohnung in der westlichen Stadtmitte bewohnten. Moritz Selinger war dort stellvertretender Repräsentant der Synagoge. 
Im Sommer 1937 bekam Erika Besuch von ihrer besten Freundin Gretel und ihrem Mann Walter Kleeblatt (1902-1966).  Auf einem Foto aus Gretels Album scheinen Erika und ihr Mann einen sommerlichen Tag am Strand des Stettiner Haffs zu genießen. Dies war die letzte gemeinsame Unternehmung der beiden Paare und auch die langjährigen Freundinnen sollten sich nie wieder sehen.
Erika und ihr Mann Moritz wurden am 12. Februar 1940 im Zuge der ersten, für sie völlig überraschenden Deportationswelle, „binnen weniger Stunden“ nach Lublin ins Ghetto Piaski deportiert.
Laut einer Aussage der Wolfenbüttelerin Lotte Strauss geb Schloss, „hatte Erika ein Kind zur Welt gebracht, was vermutlich nicht überlebt hat“, schrieb Gretel in ihren Erinnerungen.  Erika starb am 28. Oktober 1941 im Ghetto Piaski, Lublin.

Online-Link zu "Gretels Album"
 

Foto:©Dena Rueb Romero

Literatur:
Adressbuch Stettin 1935, 1940 (ancestry.de)
1.    Arolsen Archives und reference services:
- Verzeichnisse über Deportationen aus dem Gestapobereich Königsberg (Stettin), 8.9.1940, 1.2.1.1 / 11201426, 11201434/ ITS Digital Archive, Arolsen Archives
- Korrespondenz „Henry E. Seling“  T/D 573309, 6.3.3.2 / 102275392-394, 102275398, 102275398399 / ITS Digital Archive, Arolsen Archives
2.Bundesarchiv, Gedenkbuch
3.Niedersächsisches Landesarchiv Wolfenbüttel (NLA WO)
 NLA WO, 250 N, Nr. 551
 NLA WO, 198 N, Zg. 2021/32 Nr. 1 NLA WO, 12 Neu, 13 Nr. 22182
 NLA WO, 15 R 4, Zg. 16/2003 Nr. 76
 NLA WO, 58 Nds Fb. 3 Zg. 2009/037 Nr. 1339
 NLA WO, 60 Q Nds, Zg. 2016/27 Nr. 701
4. Kumlehn, Jürgen „Jüdische Familien in Wolfenbüttel“; Appelhans Verlag Braunschweig, 2009.
5. Peiser, Jakob „Die Geschichte der Synagogen Gemeinde zu Stettin“, 1935.
6. Rueb Romero, D.; Vögel, B. „Gretels Alben“ www.birdstage.net
7. Stadt Wolfenbüttel, Melderegister (S. 2476)
8. www. Stiftung-denkmal.de
9. Yad Vashem, Zentrale Datenbank der Holocaust Opfer
 

deportiert: 12. Februar 1940

Tot: 28. Oktober 1941 im Ghetto Piaski, Lublin.

Familie:
Louis Oschitzki
Adele Oschitzki, geb. Jacobi
Arthur Oschitzki
Margot Oschitzki, geb. Heching
Moritz Selinger
Moritz Oschitzki

MAP