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in Wolfenbüttel

Details


Harri Sonnenberg

geboren: 18.01.1897 in Wolfenbüttel

Wohnadresse in Wolfenbüttel: Lange Herzogstraße 46

Harri Sonnenberg war das jüngste Kind von Bernhard Sonnenberg und seiner Frau Sara, geb. Goldberg. Er wuchs in Wolfenbüttel auf und verbrachte vermutlich auch seine Jugend hier. Die Sonnenbergs lebten zunächst am Kaiserplatz, wo der Vater als Manufakturwarenhändler tätig war und die Familie eine zugehörige Wohnung bewohnte. [1]
Wie auch seine Geschwister Jenny, Selma und Arthur verzog Harri aus privaten und beruflichen Gründen aus Wolfenbüttel und ließ sich über die Jahre in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg nieder. [2]
1925 heiratete Harri Sonnenberg seine Frau Martha, geb. Levi, aus Lünen (Nordrhein-Westfalen). Die gemeinsame Tochter Ruth wurde im November 1926 in Aachen geboren. Harri Sonnenberg war ausgebildeter Kaufmann und bis 1934 als Geschäftsführer des Kaufhauses WOHA in Schwäbisch Gmünd tätig, das 1932 gegründet worden war. [3] Als Kündigungsgrund wird seine nicht „arische“ Herkunft vermutet. [4}
Zwischen 1934 und 1940 sind Aufenthalte der Familie in Weinheim, Kassel und Duisberg belegt. In Weinheim bewohnte die Familie eine Wohnung in der Hauptstraße 96, von wo aus sie am 1. Mai 1940 verzog. [5] Nach den Novemberpogromen wurde Harri Sonnenberg ab dem 11. November 1938 in Dachau in sogenannte „Schutzhaft“ genommen. Seine Frau Martha und Tochter Ruth lebten 1939 zeitweise bei Harris älterer Schwester Selma und deren Tochter in Kassel. [6]  Es besteht die Vermutung, dass Martha und Ruth auch während Harris Inhaftierung bei der Schwägerin und Cousine unterkamen.
Ab dem 3. Mai 1940 ist Harri Sonnenberg in der Langen Herzogstraße 46 gemeldet. Seine Eltern, Bernhard und Sara Sonnenberg und die Tante mütterlicher Seite, Johanna Goldberg, waren bereits im März 1936 in die Lange Herzogstraße 46 gezogen.[7]  Sara Sonnenberg, geb. Goldberg, erlebte im Alter von 80 Jahren die Pogrome in Wolfenbüttel. Bei einem Fenstersturz in der Pogromnacht, den Zeitzeugen als Suizidversuch beschrieben, erlitt sie schwere Verletzungen.[8]  An ihren Folgen verstarb Harris Sonnebergs Mutter am 28. November 1938. [9]
Die Beweggründe, aus denen Harri Sonnenberg mit seiner Frau Martha und der Tochter Ruth nach Wolfenbüttel zurückkehrte, sind nicht dokumentiert. Unser Wissen um ihr Schicksal und die familiären Bande lässt aber die Vermutung zu, dass die Sorge um den betagten Vater Bernhard Sonnenberg und die Tante, Johanna Goldberg, die Entscheidung für diesen letzten frei gewählten Wohnort beeinflusst hat.
Im Juli 1941 wurden die Familienmitglieder gezwungen, ihre Wohnung in der Langen Herzogstraße 46 zu verlassen. Harris Vater und Tante wurden über Berlin und Hannover deportiert.
Harri, Martha und Ruth kamen für einen kurzen Zeitraum unter der Adresse „Am alten Tore 6“ unter. Nach nicht ganz drei Monaten wurde die Familie von dort in das sogenannte „Judenhaus“ in der Karrenführerstraße 5 zwangsumgesiedelt. [10]  Genau dokumentiert sind die Forderungen in Höhe von 26 RM, die für eine so bezeichnete „Miete“ erhoben wurde. Harri Sonnenberg arbeitete in dieser Zeit als Hilfskraft der Baufirma Kegler und Brandes auf einer Baustelle in Adersheim und erhielt für diese Arbeit einen Wochenlohn von 22 RM. Am 18. März 1942 unterzeichnete Harri Sonnenberg eine Vermögensauskunft, die ihn nötigte, die ihm verblieben Haushaltsgegenstände aufzulisten.
Harri Sonnenberg wurde am 31. März 1942 aus Wolfenbüttel in das Warschauer Ghetto deportiert. Seine Karteikarte des Melderegisters enthält den Eintrag „31/3 42 evakuiert“, der anschließend gestrichen und durch den Vermerk „31/3 42 Unbekannt“ ersetzt wurde. [11]
Harri Sonnenbergs Schicksal blieb ungeklärt. Als Todeszeitpunkt wurde nachträglich der 31. Dezember 1945 festgelegt.


[1] Kumlehn, J., Jüdische Familien in Wolfenbüttel. Spuren und Schicksale, Braunschweig: Appelhans, 2009, S. 419.
[2] Althoff, G., Vermächtnis eines jüdischen Familienclans aus dem Nordwestern Deutschlands, Münster: Frank Muhle, 2013, S. 103 u. 109.
[3] Ebd.
[4] Althoff, 2013, S. 109.
[5] http://www.juden-in-weinheim.de/de/personen/s/sonnenberg-harry.html, Stand 1.10.2019.
[6] Althoff, 2013, S. 103.
[7] Melderegister Stadt Wolfenbüttel, Harri Sonnenberg, S. 765.
[8] Kumlehn, 2009, S. 419.
[9] NLA Wf, 4 Kb ST, 37/64.
[10] Melderegister Stadt Wolfenbüttel, Harri Sonnenberg, S. 747
[11] Ebd.

deportiert: 1842 ins Warschauer Ghetto

Schicksal unbekannt

Familie:
Johanna Goldberg
Bernhard Sonnenberg
Sara Sonnenberg, geborene Goldberg
Martha Sonnenberg, geborene Levi
Ruth Sonnenberg

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