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in Wolfenbüttel

Details

Max Pohly

geboren: 16.02.1888 in Göttingen

Wohnadresse in Wolfenbüttel: Leibnitzstraße 4

Die Pohlys waren eine weitverzweigte und begüterte Familie. Im 1. Weltkrieg hatte Max als Frontkämpfer gedient, ihm wurde das Eiserne Kreuz erster Klasse verliehen. Er glaubte, durch die Auszeichnung den Dank des Vaterlandes verdient zu haben und kümmerte sich darum nicht rechtzeitig um die Ausreise aus Deutschland.
1920 heiratete er Rita Pohly, die zuvor mit seinem Bruder verheiratet war, der aber im Krieg fiel. Zusammen bekamen sie zwei Töchter, Hannah und Alice. Die Familie lebte in der Leibnizstraße 4 in Wolfenbüttel.
Ein weiterer Bruder, Julius, und er führten gemeinsam die Firma „Moritz Pohly & Söhne“, in der Goslarschen Straße 5. Die Firma handelte mit Mast-, Zucht- und Schlachtvieh. Durch den Judenboykott hatten Max und Julius wenig Einnahmen. Von November 1938 bis 1942 war die Firma verpachtet an Haasemann & Lorenz. 1941 fielen alle Rechte an Lorenz.

1938 musste Max eine Sicherheitshypothek für eine eventuell fällig werdende Reichsfluchtsteuer auf das Haus zulassen. Im Dezember 1938 durfte die Familie Pohly nicht mehr über ihr Vermögen verfügen:

•    Grundstück in der Leibnizstraße 4
•    Grundstück in der Goslarschen Straße 55
•    eine Wiese bei Halchter
•    Wertpapiere und Bankguthaben
•    eine Lebensversicherung
•    eine Hypothek auf einem Grundstück in Jerxheim

Am 06. Januar 1939 wurden ihnen die Vermögenswerte entzogen, weil die Familie angab, demnächst auswandern zu wollen. Max Pohly und Karl Lorenz schlossen einen Kaufvertrag über das Grundstück in der Leibnizstraße 4 ab. Das Geld wurde auf ein Sperrkonto eingezahlt.
Im März 1939 hatte Max Pohly eine Aufstellung von Umzugsgut für die Flucht aufgeführt. Am 24. Mai 1939 füllte er einen Fragebogen für Auswanderer aus, als Ziel nannte er Palästina. Sein Berufswunsch war Viehhändler und seine Frau wollte eine Wäscherei eröffnen. Seine Schwester war bereits im Oktober 1935 nach Palästina ausgewandert. Eine andere Schwester flüchtete 1936 nach Chile. 
Ab dem 15. Oktober 1941 musste die vierköpfige Familie in dem „Judenhaus“ Karrenführerstraße 5, im 2. Stock in zwei Zimmern wohnen. Vor der Deportation hatten alle Juden eine Vermögenserklärung auszufüllen. Max arbeitete als Gärtnereigehilfe ohne Lohn in der Gärtnerei Isensee. Er war Vertrauensmann der jüdischen Gemeinde Wolfenbüttel. Für die zwei Zimmer hat er bis zum 31. März 1942 Miete gezahlt.
Die Deutsche Bank schrieb dem Reichsfinanzministerium am 13. Mai 1942, dass sie 2000 RM des Juden Max Israel Pohly verwahrten, der nach den Ostgebieten abgeschoben wurde.
Dieses Vermögen verfiel an den Staat. Die Wertpapiere wurden vom Finanzamt übernommen. Das gesamte Vermögen der Pohlys wurde vom Staat verwertet.
Laut Gedenkbuch der Bundesregierung, sind die Pohlys nach Warschau deportiert worden.
Nach Aussagen von Alfred Rülf nahm Max sich gemeinsam mit seiner Frau das Leben, nachdem sie von der Deportation ihrer Tochter Alice in ein Wehrmachtsfeldbordell gehört hatten, die genauen Quellen dieser Aussage sind allerdings unbekannt.
Am 31. Dezember 1945 wurden die Pohlys für tot erklärt.

Der Tierarzt Dr. Walter Pohly, ein Bruder von Max, der nach Süd-Amerika ausgewandert war und in Buenos Aires wohnte, beantragte nach dem Krieg für sich und seine Geschwister das Erbe von der Familie Max Pohly und die Rückerstattung für das Grundstück in der Leibnizstraße 4. Es gab keine Wiedergutmachung, da das Grundstück freiwillig verkauft wurde.
Dr. Walter Pohly verstarb am 8. Mai 1947. Ein weiterer Erbnachweis war schwierig, da die Familie Pohly weitverzweigt war.

Recherche und Text: Leibnitz-Realschule Wolfenbüttel

deportiert: 1942

Für tot erklärt

Familie:
Gelly van der Wyk
Alice Pohly
Hannah Pohly
Rita Pohly, geb. Frankenberg

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