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Alfred Perkampus
geboren: 03.09.1896 in Wolfenbüttel
Wohnadresse in Wolfenbüttel: Fritz-Fischer-Straße 9
Nach dem Schulbesuch lernte Alfred Perkampus den Beruf des Maurers. Während des Ersten Weltkrieges „diente” er in der Gaskolonne der 8. Armee als Luftschiffer an der Ostfront. Ein Foto in stolzer Paradeuniform schickte er seiner Mutter im September 1915 aus Berlin.
Nach dem Krieg arbeitete er wieder als Maurer. Mehrere Jahre lang schaffte er bei der Baugenossenschaft „Eigenhilfe”. Er war aktives Mitglied des Arbeiter-Turn-Vereins Vorwärts. 1924 heiratete er in Warle Elise Jasper. Im Juni 1925 kam ihr Sohn Alfred zur Welt. Perkampus war Mitglied im Deutschen Baugewerksbund, trat der KPD bei und wurde mit dem Amt des Hauptkassierers beauftragt. Als Angehöriger des Roten Frontkämpferbundes beteiligte er sich am Schutz von Veranstaltungen der KPD gegen Übergriffe der Nazis. Bereits Anfang Februar 1933 wurde er das erste Mal verhaftet und blieb im Gefängnis Wolfenbüttel bis zum 7. Mai. Möglicherweise steht diese Haft im Zusammenhang mit einem Aufruf der KPD zum Generalstreik. In Wolfenbüttel verteilten die Kommunisten am Tag nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler ein Flugblatt mit diesem Wortlaut:
An die Arbeiterschaft Wolfenbüttels: Kollegen, Klassengenossen! Die politische Lage in Deutschland hat Formen angenommen, die Parole Abwarten oder kleineres Übel, hat uns mit eindringlicher Wucht bewiesen, wohin wir gekommen sind. Kollegen, Genossen, Erwerbslose, die Parole heißt heute nicht mehr Abwarten, sondern handeln. Generalstreik zum Sturz dieser Regierung muß unsere Antwort sein. Heute Abend sieben Uhr große Massenkundgebung auf dem Schloßplatz. Massen heraus. Es lebe die Einheitsfront aller Arbeiter. KPD, gez. Rönnicke, Wallstraße 1.
Kreisdirektor Hinkel verbot die Kundgebung und schickte das Flugblatt der Staatsanwaltschaft zur strafrechtlichen Verfolgung. Die Lokalzeitung berichtete am nächsten Tag, als die Kommunisten nach ihrer Werbung auf dem Schloßplatz eintrafen, sei der bereits von Polizei besetzt gewesen: „Die Demonstration wurde nach der Auguststadt zu abgedrückt, während die übrigen auf die Aufforderung der Beamten hin ebenfalls den Platz verließen. Natürlich hatte die Ansage der Gegendemonstration auch sehr viele Neugierige auf die Beine gebracht und noch lange wimmelte es in der verhältnismäßig stillen Straße der Auguststadt wie in einem Ameisenhaufen. Überall standen Gruppen und diskutierten über das Verbot dieser Kundgebung. Der Aufforderung der Beamten, in Bewegung zu bleiben, wurde überall entsprochen, sodaß es nirgends zu Ausschreitungen kam. Hier und da bildeten sich kleinere Sprechchöre, die ihr „Nieder mit Hitler” hören ließen. Sie verstummten aber bald, wenn die Beamten nahten.”
In der Nacht vom 6. zum 7. Juli 1933 überfielen Nationalsozialisten die Wohnungen von 15 Kommunisten in der Auguststadt und verschleppten sie in das Büro der NSDAP-Kreisleitung in der Mühlenstraße. Frau Perkampus beschrieb später den Überfall: „Gegen 24 Uhr erschienen mehrere SS-Leute, darunter Karl Salmanski, traten die Küchentür ein und stürmten unter Schimpfen und Drohungen gleich ins Schlafzimmer. Salmanski prügelte sofort auf meinen Mann ein, fasste ihn ins Genick und warf ihn die Treppe hinunter. Auf meine Einwendung, daß sich mein Mann erst die Hose anziehen müsse, antwortete er: Die Hose behalten sie man gleich hier, denn die reißen wir ihm doch wieder runter.”
Gemeinsam mit anderen Männern wurden sie in die NSDAP-Kreisstelle in der Mühlenstraße gebracht. Frau Perkampus folgte dem Trupp bis zum Stadtmarkt. Salmanski beschimpfte sie: „Du Kommunistensau, geh man nach Hause, dein Mann geht jetzt schwimmen.” In der Kreisleitung wurde Alfred Perkampus ebenso wie die anderen Gefangenen viehisch geprügelt und gefoltert. Er starb noch vor dem Transport in das KZ in der Braunschweiger AOK am nächsten Morgen.
Auf dem Friedhof in der Lindener Straße befindet sich die Gedenkstätte für die in dieser Nacht ermordeten und gefolterten Männer.
Verhaftet am 6. Juli 1933
Tot 7. Juli 1933
Von der von der NSDAP-Kreisleitung Wolfenbüttel zu Tode gefoltert
Familie:
Fritz Fischer
Alfred Müller