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in Wolfenbüttel

Details


Ruth Sonnenberg

geboren: 20.11.1926 in Aachen

Wohnadresse in Wolfenbüttel: Lange Herzogstraße 46

Ruth Sonnenberg wurde am 20. November 1926 als Tochter von Harri Sonnenberg und Martha, geb. Levi, in Aachen geboren.
Ruth wuchs außerhalb Wolfenbüttels auf. Ihr Vater, Harri Sonnenberg, war ausgebildeter Kaufmann und bis 1934 als Geschäftsführer des Kaufhauses WOHA in Schwäbisch Gmünd tätig, das 1932 gegründet worden war.[1]  Als Kündigungsgrund wird seine nicht „arische“ Herkunft vermutet.[2]
Zwischen 1934 und 1940 hielt sich Ruths Familie in Weinheim, Kassel und Duisberg auf. In Weinheim bewohnte Ruth mit ihren Eltern eine Wohnung in der Hauptstraße 96, von wo aus die Familie am
1. Mai 1940 verzog.[3]  Nach den Novemberpogromen wurde Ruths Vaters ab dem 11. November 1938 in Dachau in sogenannte „Schutzhaft“ genommen. Mit ihrer Mutter Martha lebte Ruth 1939 zeitweise bei ihrer Tante Selma und deren Tochter in Kassel.[4]  Es besteht die Vermutung, dass sie auch während der Inhaftierung des Vaters bei der Tante und Cousine unterkamen.
1940 zieht Ruths Familie in die Geburtsstadt des Vaters zu dem Großvater und dessen Schwägerin in die Lange Herzogstraße 46. Ruths Großeltern, Bernhard und Sara Sonnenberg, waren bereits im März 1936 in die Lange Herzogstraße 46 gezogen.[5] Ruths Großmutter Sara hatte im Alter von 80 Jahren die Pogrome in Wolfenbüttel miterlebt. Bei einem Fenstersturz in der Pogromnacht, den Zeitzeugen als Suizidversuch beschrieben, erlitt sie schwere Verletzungen.[6] An ihren Folgen verstarb die Großmutter am 28. November 1938. [7]
Die Beweggründe, aus denen Ruths Familie in die Lange Herzogstraße 46 zog, sind nicht dokumentiert. Unser Wissen um ihr Schicksal und die familiären Bande lässt aber die Vermutung zu, dass die Sorge um den betagten Großvater und seine Schwägerin die Entscheidung für diesen letzten gewählten Wohnort beeinflusst hat.
Im Juli 1941 wurden die Familienmitglieder gezwungen, ihre Wohnung in der Langen Herzogstraße 46 zu verlassen. Der Großvater und Johanna Goldberg wurden über Berlin und Hannover deportiert.
Ruth und ihre Eltern kamen für einen kurzen Zeitraum unter der Adresse „Am alten Tore 6“ unter. Nach nicht ganz drei Monaten wurde die Familie von dort in das sogenannte „Judenhaus“ in der Karrenführerstraße 5 zwangsumgesiedelt.[8]
Ruth und ihre Eltern wurden am 31. März 1942 aus Wolfenbüttel deportiert. Ihr Schicksal blieb ungeklärt. Ruths Karteikarte des Melderegisters enthält den Eintrag „31/3 42 evakuiert“, der anschließend gestrichen und durch den Vermerk „31/3 42 Unbekannt“ ersetzt wurde.[9]

[1] Althoff, G., Vermächtnis eines jüdischen Familienclans aus dem Nordwestern Deutschlands, Münster: Frank Muhle, 2013, S. 103 u.109.
[2] Althoff, 2009, S. 109.

[3] Dokumentation des Museums Weinheim, www.juden-in-weinheim.de/de/personen/s/sonnenberg-harry.html, Stand 1.10.2019.


[4] Althoff, 2013, S. 103.
[5] Melderegister Stadt Wolfenbüttel, Ruth Sonnenberg, S. 765.
[6]  Kumlehn, J., Jüdische Familien in Wolfenbüttel. Spuren und Schicksale, Braunschweig: Appelhans, 2009, S. 419.
[7] StA Wf, 4 Kb ST, 37/64.
[8] Melderegister Stadt Wolfenbüttel, Ruth Sonnenberg, S. 747.
[9] Melderegister Stadt Wolfenbüttel, Ruth Sonnenberg, S. 714.

 

deportiert: 1942 Warschauer Ghetto

Schicksal unbekannt

Familie:
Johanna Goldberg
Bernhard Sonnenberg
Sara Sonnenberg, geborene Goldberg
Harri Sonnenberg
Martha Sonnenberg, geborene Levi

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