Details
Leo Berger
geboren: 06.07.1921 in Wolfenbüttel
Wohnadresse in Wolfenbüttel: Großer Zimmerhof 21
Leo Berger wurde in der Pogromnacht nach dem Überfall der Nationalsozialisten auf die elterliche Wohnung mitten in der Nacht zum 10. November 1938 gemeinsam mit seinem Bruder Max gewaltsam aus dem Bett gerissen, die Treppe hinunter gestoßen und auf einen vor dem Haus wartenden LKW geschmissen, auf dem bereits andere jüdische Wolfenbütteler Männer standen. Seine Erfahrungen in dem Konzentrationslager Buchenwald hat er aufgeschrieben. Sie sind in dem Buch „Jüdische Familien in Wolfenbüttel - Spuren und Schicksale“ weitgehend zitiert.
Ausschnitte:
Während der Zugfahrt nach Buchenwald mußten wir unsere Köpfe zwischen die Beine legen und den Fußboden anstarren. Bei unserer Ankunft erwarteten uns SS-Männer. Statt Waffen trugen sie Holzknüppel. Beim Aussteigen schlugen sie auf uns ein. Weil ich mich duckte, erhielt mein Nebenmann die Schläge. Er blutete schwer und war halb bewusstlos. Ich stützte ihn und sagte ihm, dass er nicht hinfallen soll. Ich befürchtete, dass es sonst sein Ende wäre. Nach dieser Begrüßung wurden wir durch das Haupttor durch einen Korridor von SS-Männern gejagt, die uns wieder mit Knüppeln schlugen. In diesem Handgemenge wurde ich von meinem Bruder getrennt. Als wir durch das Tor rannten, fielen einige ältere Männer hin. Die Nachkommenden fielen auf sie drauf. Einige wurden zu Tode getrampelt. Mir gelang es, über die Fallenden hinweg zu springen und ins Lager zu kommen. Hier fand ich auch meinen Bruder wieder. 72 Stunden lang standen wir draußen in der Kälte ohne Essen und Trinken auf dem Appellplatz. Am 3. Tag brachte man uns Essen. Es war so was wie Reispudding. Als ich probierte, dachte ich, das beste Essen zu essen das ich je hatte. Nach dem Essen wurden wir gezählt und unseren Hütten zugewiesen, wo wir bis zu unserer Entlassung blieben.
Leo Berger konnte nach seiner Entlassung nach England flüchten und sah sich dort, wie seine beiden Brüder, in einem Land, das ihm freundlich zugewandt war. Nach 1945 verließ er Europa und gestaltete sich in den USA ein neues Leben.
geflüchtet: 1939 nach England
Überlebt
Familie:
Jacob Berger
Kurt Berger
Max Berger
Rosa Berger, geborene Laiter