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in Wolfenbüttel

Details


Louis Schloss

geboren: 18.01.1881 in Zimmersrode

Wohnadresse in Wolfenbüttel: Lessingstraße 10 (früher Nr. 4)

Louis Schloss betrieb zusammen mit seinem Bruder Nathan die weit über Wolfenbüttel bekannte Viehhandlung Schloss, deren Geschäftsräume sich in der Halchterschen Straße befanden. Die Brüder waren unversehrt aus dem Ersten Weltkrieg zurückgekommen. Louis Schloss hatte als kaisertreuer Deutscher einen großen Teil seines Vermögens in Kriegsanleihen angelegt – und alles verloren. Mit seiner Ehefrau Johanna und den Kindern Helmut und Lotte wohnte er in dem Haus in der Lessingstraße, direkt neben der Synagoge. SA-Kolonnen, die unter der Musikbegleitung der SA-Kapelle Pinkernelle zum Sportplatz an der Meesche marschierten, machten sich einen Spaß daraus, vor dem Haus der Familie und vor der Synagoge anzuhalten und eines der widerlichsten Lieder der Nationalsozialisten zu singen, in dem es unter anderem heißt: „Wenn’s Judenblut vom Messer rinnt ..!“ Anbetracht der immer schlimmer werdenden Lebensverhältnisse in Wolfenbüttel zog die Familie 1937 nach Berlin, weil sie glaubte, in der Großstadt als Juden weniger beachtet zu werden. In dem Haus wohnte auch der Kantor der Jüdischen Gemeinde, Ernst Steinberg mit seiner Frau Hannah.

Johanna und Louis Schloss wurden von Berlin aus 1942 deportiert und in einem Wald bei Riga mit vielen anderen Deportierten erschossen.

Tochter Lotte Strauss schrieb in ihrem Buch „Über den grünen Hügel“ über den alptraumartigen Tod ihrer Eltern, es sei schwierig, das niederzuschreiben: Am Jahresende 1942 wurden 40.000 Juden, meistens aus Deutschland und Frankreich, in die Wälder bei Riga gebracht. Darunter war auch der 22. Osttransport mit 791 Juden aus Berlin. Man hatte sie mit regulären Personenzügen transportiert - nicht mit Viehwagen, in denen sie normalerweise deportiert wurden. Das muß den Passagieren etwas Sicherheit gegeben haben und kaschierte die Absicht der Nazis, ihnen einen besonders grausamen Tod zu bereiten: Massenhinrichtung. Bevor der Zug das Rigaer Getto erreichte, wurde er zu dem kleinen Ort Salaspils umgeleitet. Hier kam es auf der Rampe zu einer Aufteilung: Fünfzig junge Männer brachten die Bewacher zu einer Zuckerfabrik in Mitau, einige andere mußten beim Bau des Konzentrationslagers Kaiserwald helfen. Alle anderen - mehr als 700 Menschen - wurden in den Wald zur Hinrichtungsstätte gebracht, wo russische Kriegsgefangene bereits die Gruben ausgehoben hatten. Die Menschen mussten sich ausziehen und an der Grube nebeneinander mit dem Gesicht nach unten, oder auch übereinander, hinlegen. Mit Maschinengewehrsalven wurden sie umgebracht.

 

Strauss, Lotte, Over the green hill, A German Jewish memoir 1913-1943, New York 1999.

Strauss, Lotte, Über den grünen Hügel - Erinnerungen an Deutschland, Berlin 1997.

 

deportiert: 1942 von Berlin nach Riga

Familie:
Johanna Schloss, geborene Bildesheim
Lotte Schloss, verheiratete Strauss
Helmut Schloss

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